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Ein Bericht von Nathalie Manco (August 2004)

Der Deutschlandaufenthalt von Nathalie Manco wurde durch ein " Baden-Württemberg-Stipendium " und einen Zuschuss des DAAD finanziert.

Mein Name ist Nathalie Johanna Manco Villa . Ich bin Studentin aus Medellín, Kolumbien. An der dortigen Hochschule, der „Escuela Normal Superior María Auxiliadora“, studiere ich seit 2003 Lehramt mit den Fächern Spanisch und Allgemeine Pädagogik.

Als ich im Oktober 2003 nach Deutschland kam, war mein Ziel, in bestimmten Seminaren eine didaktische Hilfe für meine Arbeit in dem Projekt „Patio 13- Schule für Straßenkinder“ zu bekommen. Gleichzeitig wollte ich meine Erfahrungen, die ich in Kolumbien mit Straßenkindern gemacht hatte, an deutsche Studenten und andere Interessierte weitergeben. Persönlich war mir wichtig, in Kontakt mit der deutschen Kultur zu kommen und mehr über Land, Kultur und Geschichte zu erfahren.

Für mich wird der 2. Oktober 2003 für immer unvergesslich bleiben. Bevor wir in Frankfurt landeten, sah ich die ebene Landschaft und die Architektur von Häusern, die ganz anders als bei uns war. In diesem Moment wurde mir erst richtig bewusst, dass ich in einem anderen Land war.

In Erinnerung ist mir das erste Treffen an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg geblieben mit anderen ausländischen Studenten. Es war das erste Mal, dass ich Gelegenheit hatte, gleichzeitig mit Leuten aus der ganzen Welt zusammen zu sein, und obwohl alle unterschiedliche Muttersprachen hatten, konnten wir uns auf Deutsch unterhalten. Ich traf Studenten aus Litauen, der Ukraine, der Tschechischen Republik, Italien, Frankreich, Portugal, Großbritannien, den USA, Marokko und Chile, und unter ihnen allen wir Kolumbianer.

Sehr beeindruckt haben mich die Seminare über das Kolumbien-Projekt, die mein Betreuer anbot, der auch der Initiator des Projekts Patio 13 ist. Das Zusammentreffen mit deutschen Studenten und die Möglichkeit, meine Erfahrungen mit Straßenkindern von zu Hause weiterzugeben, war sehr erfreulich für mich. Mir war es wichtig, den deutschen Studenten die ganz andere Realität Kolumbiens vor Augen zu stellen. Viele hatten großes Interesse an dem Thema, und sie arbeiteten sehr aktiv in jeder Sitzung des Seminars mit. Sehr gut gefielen mir die praktischen Vorschläge, die die einzelnen Gruppen für die Straßenkinderarbeit entwickelten. Einige davon werden wir später in Kolumbien verwirklichen.

Ähnlich war mein Eindruck von der Ausstellungen der Fotos von Straßenkindern, die von Herr Prof. Weber organisiert wurden. Dort konnte ich mit den Besuchern sprechen und ihnen von meinen persönlichen Erfahrungen in Kolumbien und im Projekt Patio 13 erzählen.

Während meines Aufenthaltes in Deutschland konnte ich einige Schulen besuchen. So lernte ich das deutsche Schulsystem besser kennen. Besonders interessiert war ich an den verschiedenen Methoden, die im Unterricht angewendet werden.

Ich glaube, dass mir eine persönliche Einstellung von Anfang an geholfen hat, engeren Kontakt zu den Menschen zu bekommen: Ich war immer offen für neue Erfahrungen. Den Rat, möglichst alle Einladungen, Besuchsprogramme und Führungen anzunehmen, gaben mir kolumbianische Bekannte, die schon längere Zeit in Deutschland wohnen. Ich bin froh, dass ich diesem Tipp gefolgt bin.

Das Studentenleben in Heidelberg hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte Gelegenheit, in einem Studentenwohnheim zu wohnen und es mit anderen zu teilen, die sowohl aus Deutschland als auch aus der ganzen Welt gekommen waren. Gleichzeitig strömte Unterschiedliches und Gegensätzliches auf mich ein – neue Gedanken, andere Gewohnheiten und fremde Verhaltensweisen -, dadurch bin ich bereichert und toleranter geworden. Ich habe gelernt, andere Meinungen auch dann zu respektieren und interessant zu finden, wenn sie von meinen eigenen abweichen. Für mich sind dabei die eigene Unabhängigkeit und Selbstverantwortung immer wichtiger geworden.

Ich habe an vielen kulturellen Aktivitäten teilgenommen. Unter anderem besichtigte ich in Berlin das „MoMA-Museum of Modern Art“ aus New York und das Ägyptische Museum, in Paris den Louvre, das Nationalmuseum von Picasso in Barcelona, die Schlösser von Schwetzingen, Heidelberg, Potsdam und Karlsruhe. Häufig bin ich in Kinofilme gegangen (interessant war das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg) und habe Ausstellungen von Fotografien, Theaterstücke („Hyperon“ von Friedrich Hölderlin, „Der Name der Rose“ von Umberto Eco in der Festhalle des Heidelberger Schlosses) besucht. Besonders gefallen haben mir die Märkte in den Dörfern und kleinen Städten.

Die Stadt, die mich am meisten beeindruckt hat, war Berlin. Es ist eine Stadt mit vielen Kontrasten, voller geschichtlicher Erinnerungen und gleichzeitig ganz modern. Ich konnte sie auf eine für Europäer sehr typische Weise für mich erschließen: per Fahrrad.

Nach einem Jahr in Deutschland haben sich viele Dinge für mich geändert. Ich habe gelernt, dass die Deutschen nicht so trocken sind, wie man oft annimmt. Obwohl sie nicht so herzlich und offen wie die Kolumbianer sind, hatte ich Gelegenheit, gastfreundliche und nette Leute kennen zu lernen, die mir ermöglichten, mehr über Deutschland zu erfahren.

Es war ein Jahr voller Erfahrungen, das mein Leben radikal verändert hat. Jetzt kehre ich nach Kolumbien zurück, wo ich meine Erfahrungen mit anderen Studenten teilen zu werde. Auch in Zukunft werde ich im Projekt Patio 13 und mit Straßenkindern weiter arbeiten.

Zum Schluss möchte ich mich sehr herzlich bei den Personen bedanken, die mich während meines Aufenthaltes so tatkräftig unterstützt haben: bei Frau Prof. Dr. Manuela Welzel , Prorektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Prof. Dr. Hartwig Weber , meinem Betreuer und Frau Henrike Schön , der Leiterin des Akademischen Auslandsamtes.

Heidelberg, den 16.08.2004

Nathalie Johanna Manco Villa