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„Die Deutschen machen für alles einen Plan”

Erfahrungsbericht von Katherine Ginzález Moncada
über ihren Studienaufenthalt in Deutschland
von Oktober 2004 bis August 2005

Mein Name ist Katherine González Moncada, ich komme aus Kolumbien, aus der Stadt Medellín, wo ich Grundschulpädagogik studiere. Außerdem gehöre ich seit vier Jahren zu dem Projekt Patio 13 „Eine Schule für Straßenkinder “. Das Projekt entwickelte sich zwischen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Escuela Normal Superior María Auxiliadora, meiner Schule. Und jedes Jahr haben sowohl die deutsche Studentinnen als auch die Kolumbianerinnen die Chance, ein oder zwei Semester in dem Partnerland zu verbringen.

Seitdem das Projekt begonnen hat, haben auch meine Vorbereitungen des Aufenthaltes in Deutschland begonnen. Das heiß, dass ich seit vier Jahren Deutsch lerne. Am Anfang habe ich die Sprache ganz schwierig und kompliziert gefunden (Grammatik, Betonungen etc), aber im Laufe der Zeit und vor allem durch den Kontakt mit einigen Deutschen in Kolumbien habe ich gemerkt, dass es nicht so schwer ist. Es war wichtig beim Lernen der Sprache, fleißig zu sein. Trotzdem gab es einen Nachteil: ich habe nur ein- oder zweimal pro Woche Deutschunterricht bekommen.

Vor meinem Aufenthalt in Deutschland habe ich ein bisschen von der deutschen Kultur kennen gelernt, da ich, wie ich oben geschrieben habe, Kontakt in Kolumbien mit einigen Deutschen hatte: Dozenten und Studentinnen, die von der PH Heidelberg kamen. Ich habe mit ihnen über einige Besonderheiten gesprochen, zum Beispiel wie man Weihnachten in Deutschland feiert, das Schulsystem, die Mentalität der Deutschen und allgemein über das Leben in diesem Land.

Nicht nur ich habe mich vorbereitet, sondern auch meine Familie hat dabei eine wichtige Rolle in diesem Prozess übernommen: Sie haben sich mit mir um die Planung der Reise gekümmert, und sie haben mit mir alle relevanten Behördengänge absolviert. Das wichtigste, worum sich meine Familie kümmerte, war die finanzielle Absicherung, ohne die ich nicht hätte reisen können.

Ein anderer ganz wesentlicher Behördengang war zum Konsulat, um ein Visum zu bekommen. Gott sei Dank, war dies nicht kompliziert für mich, weil, als ich mich darum beworben habe, ich nur meine Stipendienbescheinigung vorweisen musste, wo der monatlicher Betrag testiert wurde. Und selbstverständlich musste ich meinen Pass zeigen. Nach cirka acht Wochen hatte ich mein Visum in den Händen.

Das war eine der formalen Aufgaben, die ich machen musste. Aber ich musste mich auch bezüglich verschiedener Besonderheiten während meines Aufenthaltes in Deutschland befragen, zum Beispiel: Was für Kleidung muss ich mitbringen? Welches sind die bedeutenden Dinge, an die ich unbedingt denken muss? usw.

Vor meiner Reise nach Deutschland habe ich unterschiedliche Gefühle durchlebt. An erster Stelle war ich sehr neugierig auf das Leben, das ich in Deutschland haben würde. Darüber hinaus habe ich mir viele Fragen gestellt: Mit wem und wo würde ich wohnen? Wie würde meine Beziehung zu den Deutschen sein? Würden sie nett sein oder nicht? Würden sie mich sprachlich verstehen können? Wie würde ich die zahlreichen Situationen im Alltag meistern?

An zweiter Stelle fühlte ich mich sehr motiviert durch alle Aufgaben, die ich in Deutschland bewältigen würde. Ich wollte eine gute und verantwortliche Vertreterin meines Landes und besonders meiner Schule sein, und ich glaube, dass ich mein Ziel weitgehend erreichen konnte. Zurückblickend auf meinen Auslandsaufenthalt kann ich behaupten, dass ich mein größtes Ziel, das ich mir gesetzt habe, erreicht habe: Ich verbesserte meine Sprachkenntnisse und kann nun viel mehr verstehen, schreiben und lesen. Das, was mir am Wichtigsten erscheint, ist, dass ich mit anderen kommunizieren kann.

An dritter Stelle möchte ich sagen, wie begeistert ich von meinen Leben in Deutschland bin. Ich war offnen für neue Erfahrungen, und meine zahlreichen Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Ich hatte Lust, viele Dinge kennen zu lernen. Nicht nur auf akademischer, sondern auch auf persönliche Ebene. Ich wollte über das Bildungssystem, aber auch über die Charakteristik und das Wesen der Deutschen lernen.

Mein wundervolles Erlebnis hat am 2. Oktober 2004 begonnen, als ich am Flughafen in Frankfurt angekommen bin. Alles war völlig neu und großartig für mich; ich war stutzig, weil ich zuvor nie die Möglichkeit hatte, in ein anderes Land zu reisen. Ich hatte vorher mit meiner Tutorin aus der PH Heidelberg gesprochen, um sie zu fragen, ob es möglich wäre, dass sie mich und meine Kommilitoninnen vom Flughafenabholen könnte. Zum Glück haben wir eine positive Antwort bekommen. Und wir wurden am Flughafen herzlich empfangen und nach Heidelberg gebracht, weil wir uns sonst verirrt hätten.

Ich habe das Wintersemester 2004/2005 und das Sommersemester 2005 an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg studiert. Insgesamt waren es 10 Monate. Dort hatte ich die Gelegenheit, einige Kurse und Vorlesungen zu besuchen.

Einerseits habe ich im Wintersemester an verschieden Seminaren teilgenommen, wie z.B: Bildung für Straßenkinder: Soziale, pädagogische und theologische Aspekte; Mönchtum in Geschichte und Gegenwart. Am ersten Seminar wollte ich teilnehmen, weil ich den Dozenten bereits über das Projekt „Patio 13“ kannte und er sowohl meine Kommilitonen als auch mich eingeladen hatte. Zum andern wollte ich wissen, auf welche Weise sich die Deutschen für die Lage der Straßenkinder in der Welt interessieren. Wir haben uns während des Seminars mit allerhand Themen beschäftigt. Einige von ihnen waren: Das Phänomen Straßenkinder; Vom Leben auf der Straße; Menschenrechte, Kinderrecht und Bildung; Bücher und Medien für Straßenkinder; Das Projekt „Patio 13“ in Kolumbien und andere. Im Verlauf des Seminars konnte ich merken, dass die Deutschen sich nicht vorstellen können, wie das Leben der Straßenkinder in den verschieden Städten wirklich ist. Es scheint mir, dass sie weder die Größenordnung des Problems erkennen, noch seine politischen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und familiären Ursachen.

Andererseits habe ich im Sommersemester mehr Vorlesungen als im Wintersemester besucht; vielleicht fühlte ich mich sicherer als am Anfang. Ich hatte ferner mehr Vertrauen, da ich schon einige Monate meines Aufenthaltes in Deutschland verbracht hatte. Einige Vorlesungen waren: Einführung in die Beobachtung, Planung und Evaluation von Unterricht; Bildung und Erziehung in interkulturellen Perspektiven; Motivation und Interesse im Unterricht - Was müssen Lehrerinnen wissen? usw.

In dem ersten Seminar mussten wir in kleinen Gruppen zusammen arbeiten, da wir ein Praktikum ableisten sollten. Dafür haben wir an einem Kompaktseminar in Neckarzimmern teilgenommen, wo wir ein ganzes Wochenende das Praktikum vorbereitet haben. Ich habe mein Praktikum in der Gregor-Mendel-Realschule in Heidelberg durchgeführt. Ich konnte einen Vergleich zu dem Unterrichten in Kolumbien ziehen, und das hat mir sehr gefallen.

Die Vorlesung, die ich in beiden Semestern belegt habe, waren: Deutsch als Fremdsprache für ausländische Studierende, Niveau I und II; Landeskunde für ausländische Studentinnen und Übung zur Deutschen Aussprache. Im Verlauf von diesen Seminaren habe ich meine Deutschkenntnisse verbessert und habe dabei auch mein Wissen über die Geschichte dieses Landes erweitert. Wir haben uns mit verschiedenen Themen beschäftigt, zum Beispiel der DDR, dem 2. Weltkrieg usw. Unter anderem haben wir den Film „Der Untergang“ gesehen. Ich habe gleichzeitig viel über das Bundesland Baden-Württemberg gelernt, seine Merkmale, seine Wirtschaftslage, seine bekannten Menschen etc.

Während meines Aufenthaltes in Deutschland hatte ich viele großartige und fabelhafte Erfahrungen und Eindrücke. Ich hatte die Möglichkeit, die Bräuche und das Wesen der Deutschen kennen zu lernen. Ich habe gemerkt, wie wichtig die Pünktlichkeit ist. Ein klares Beispiel ist, dass sie eine Plan für alles erstellen: für Urlaub, für Freizeit und sogar für den Alltag, eigentlich für alles. Bezüglich dieser Eigenart kann ich sagen, dass ich hier gelernt habe, pünktlicher zu sein, da ich in Kolumbien sehr unpünktlich war.

Eine andere Sache, über die ich bei den Deutschen sehr staune, ist ihr großes Umweltbewusstsein. Zum Beispielt habe ich hier gemerkt, wie wichtig es ist, den Müll zu trennen. Und es würde mir gefallen, wenn es diese Gewohnheit auch in Kolumbien geben würde.

Mein Leben in Heidelberg hat mir überaus gefallen. Auf mich wirkt diese Stadt lebendig, großartig und außergewöhnlich. Obwohl Heidelberg im Vergleich zu den anderen Städten kleiner ist, hat sie viele Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel das Schloss, die Kirchen, das Rathaus, den Heiligenberg und vieles mehr. Alles ist eindrucksvoll. Außerdem hat man oft die Möglichkeit, verschiedene kulturelle Unternehmungen zu machen. Das gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder.

Durch meine Zeit in Heidelberg hatte ich die Möglichkeit, eine produktive Erfahrung mit einem Tandem-Partner zu teilen. Sie ist Deutsche und wollte ihr Spanisch auffrischen. Hingegen wollte ich meine Deutschkenntnisse verbessern. Seit September 2004 haben wir uns getroffen. Wir haben uns gegenseitig geholfen, zum Beispiel mit unseren Hausaufgaben oder einfach so mit den Zweifeln, die jede einzelne von uns zu einem Thema hatte. Sie hat immer auf Spanisch gesprochen und ich selbstverständlich auf Deutsch. Das Fazit dieser Erlebnisse war – meines Erachtens - positiv und fortschrittlich für uns beide, da wir zum Beispiel unsere Grundlagen in der Fremdsprache erweitert haben.

Ein anderer Aspekt, über den ich schreiben möchte, weil er mich auch beeindruckt hat, ist die bequeme Reisemöglichkeiten, die in ganz Deutschland zu finden sind. Alle Leute können von einem Ort zum anderem fahren: von Norden nach Süden, von Westen nach Osten, ohne ein Hindernis. Es gibt ferner unterschiedliche Angebote der Fortbewegung: Eine von ihnen ist das Semesterticket, das eine gute Möglichkeit für die Studentinnen ist, da sie viel Geld sparen können. Das ist zum Beispiel ein großer Unterschied zu Kolumbien, weil es in meinem Land keine solchen Angebote gibt. Aber diese Gelegenheit ist nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland gegeben. Deswegen hat mir die Leichtigkeit, in andere Länder zu reisen, sehr gut gefallen.

Ich habe einige Male diese Gelegenheiten genutzt. Ich bin in eine Vielzahl von interessanten Orten gefahren: nach Paris, Straßburg, Freiburg, Würzburg, in den Schwarzwald, nach Frankfurt, Mainz, Berlin, Österreich usw. Durch diese Ausflüge konnte ich die Städte vergleichen. Die Struktur der Gebäude zum Beispiel ist etwas, das mich beeindruckt hat. In diesen kann man die Geschichte und die Bräuche der jeweiligen Gegenden sehen.

Ich möchte darüber hinaus schreiben, dass ich die Möglichkeiten, an verschiedenen Tagungen und Workshops teilzunehmen, wahrgenommen habe. Einige von diesen waren:

- Stipendiatentreffen in Mannheim, am 10. Dezember 2005.

- Historische Stadtführung durch Mannheim

- Besuch des Planetariums

- Stipendiatentreffen in Stuttgart, am 29 April 2005

- Stadtführung

- Treffen mit dem Ministerpräsidenten in der Stadthalle in Heidelberg am 22 Juli 2005

- Kompaktseminar in Neckarzimmern im Rahmen des Seminar: Einführung in die Beobachtung, Planung und Evaluation von Unterricht am 24.,.25. und 26. Juni 2005.

- Ausstellung über den 2. Weltkrieg : Bildung New Bridges (Rathaus von Heidelberg).

- Mensch, Natur, Technik: Erlebnistag 2005 für Kinder und ihre Eltern im Explo Heidelberg.

Wenn andere Studenten aus dem Ausland nach Deutschland reisen möchten, würde ich ihnen empfehlen, dass sie keine Vorurteile haben sollen. Sie müssen den Charakter, die Gewohnheiten, das Wesen und die Kultur der Deutschen selbst kennen lernen. Zudem muss man viel Kontakt mit den Deutschen haben, um die Sprache zu verbessern, aber gleichzeitig muss man alle Möglichkeiten nutzen, um Erfahrungen zu machen.

Meine persönliche Wertung meines Aufenthaltes an der Gasthochschule und im Gastland ist überaus positiv. Vor allem, weil das enge Zusammenleben mit Menschen so vieler unterschiedlicher Nationalitäten einfach spektakulär ist. Auf jeden Fall denke ich, war es für mich sehr lehrreich, in einer unbekannten Stadt und in einer unbekannten Kultur zu sein. Insgesamt war das Jahr klasse.

Zum Schluss möchte ich erwähnen, wie dankbar ich dem Landesstiftung Baden-Württemberg und seinen Mitarbeiterinnen für die finanzielle Unterstützung durch das Stipendium bin. Dieses hat es mir erlaubt, eine angenehme Zeit in Heidelberg und in Deutschland zu verbringen.

Ich möchte ferner meinen aufrichtigen Dank äußern an Prof. Dr. Hartwig Weber, meinen Beschützer und Leiter des Projektes „Patio 13“; an Frau Prof. Dr. Manuela Welzel, Prorektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Frau Henrike Schön, Leiterin des Akademischen Auslandsamtes.

Ich bedanke mich auch bei der HEISS ( H eidelberger E rasmus I nitiative von S tudierenden für S tudierende), die verschiedene Ausflüge für die ausländischen Studentinnen geplant hat. Durch sie konnte ich nicht nur andere wunderbare Städte entdecken, sondern diese Erfahrungen nebenbei auch mit internationalen Studierenden teilen.

Heidelberg, den 08.08.2005
Katherine González Moncada

Anschrift:
Carrera 50 N° 43 A 06. Barrio Villaverde
Copacabana Antioquia
Kolumbien.
Email: kathy552@hotmail.com